An Digitalisierung und digitaler Transformation kommt eigentlich niemand mehr vorbei. Selbst in Talkshows à la Lanz oder Illner haben die beiden Themen Einzug gehalten. Wirtschaftsmogule und Philosophen streiten sich über Fluch und Segen der neu angebrochenen Zeit. Vielfach werden die beiden Begriffe als Synonyme verwendet. Aber ist das wirklich ein und dasselbe? Oder gibt es da Unterschiede? Und wenn ja, welche? Nehmen wir’s vorweg: Ja, es gibt einen grossen Unterschied…
AirBnB, Amazon oder Uber, … Auf den einschlägigen Veranstaltungen zu digitalen Themen oder den unzähligen Publikationen, sind es immer wieder die gleichen Beispiele. Man wird darauf eingestimmt, dass die digitale Zukunft keinen Stein mehr auf dem anderen lässt – nichts wird bleiben, wie es war. Während einem die genannten Beispiele logisch, einfach und nachvollziehbar erscheinen, tut man sich schon schwerer, zu erkennen was die digitale Zukunft für die eigene Unternehmung bereithält. Schnell neigt man dazu, man müsse einen ganz grossen Wurf landen. Schliesslich haben ja die Ubers dieser Welt etwas Neu- und Grossartiges geschaffen! Doch was soll das nur sein? Die Gefahr ist gross, dass man sich in dieser Frage verfängt und in eine Art Schock-Starre verfällt. Grund dafür ist oft, dass nur wenige auf den Unterschied zwischen Digitalisierung und der digitalen Transformation eingehen. Das führt dazu, dass viele das Gefühl haben, gleich zur Kür schreiten zu müssen, bevor sie die Pflicht erledigt haben. Strukturiert man aber die Themen, kann eine klare und auf das eigene Unternehmen abgestimmte Strategie erstellt werden.
Digitalisierung ist ein Muss
Unter dem Begriff Digitalisierung verstehen wir grundsätzlich das Ablösen von papierbezogenen Abläufen durch IT. Es wird also mit digitalen Hilfsmitteln dafür gesorgt, dass wir die Arbeit effizienter erledigen können. Im Kern kann man also sagen, dass es um die Implementierung von digitalen Technologien in die aktuellen Prozesse und ins bestehende Geschäftsmodell geht. Dazu gehört die digitale Vernetzung von Prozessen und Stakeholdern, sowie die Marktbearbeitung mit digitalen Mitteln. Kurz: Sie adaptieren digitale Hilfsmittel und Technologien, um Ihr heutiges Geschäft Schritt für Schritt den aktuellen Ansprüchen des Marktes anzupassen. Will man die Kundenzufriedenheit erhöhen, den Konkurrenten nicht hinterherrennen und die Kosten im Griff haben, muss man aber mitziehen um künftig im Wettbewerb zu bleiben. Aber keine Angst: unzählige Hilfsmittel und Programme werden sie dabei unterstützen.
Doch machen wir ein Beispiel, um mögliche Felder der Digitalisierung einfach zu zeigen: Früher kaufte man eine Heizung und schloss einen Servicevertrag für Wartung ab. Der Servicetechniker der Heizungsfirma ist dann einmal jährlich vorbeigekommen und hat das gute Stück auf Herz und Nieren untersucht. Neu könnten jetzt mittels Sensoren laufend die Daten der Heizung übermittelt werden. So kann der Monteur auch kommen, wenn vom System Unregelmässigkeiten gemeldet werden – also auch ausser Plan und bevor der Kunde überhaupt mitkriegt, dass die Heizungsanlage bald ausfallen könnte. Auch wird der Servicetechniker sich den Arbeitseinsatz auf dem Tablet quittieren lassen statt auf dem Papierformular. All dies ist Teil der Digitalisierung.
Digitalisierung in verschiedenen Kontexten:
- Digitalisierung von Inhalten: Im Geschäftsalltag kann Digitalisierung bedeuten, Dokumente wie Rechnungen, Archive oder Produkte zu digitalisieren. Diese können dann für die Verarbeitung, Speicherung oder zum Teilen verwenden werden. So können beispielsweise Bilderkennungsprogramme genutzt werden um Inhalte von Formularen auszulesen und diese in ein System zu übernehmen. Dies ist der erste Teil wie Betriebe sich digitalisieren können: Dokumente und analoge Inhalte werden in eine digitale Form umgewandelt.
- Automatisierung dank Digitalisierung: Digitalisierung wird auch oft als Synonym für die Automatisierung verwendet. Nicht nur Inhalte, sondern auch Abläufe können digitalisiert werden: So kann man bestehende Prozesse digital abbilden. Um Arbeitszeit zu sparen, können diese dann automatisieren werden. Oft verwenden Unternehmen schon den Begriff der Digitalisierung, wenn diese ihre Prozesse digitalisieren und automatisieren. Um beim Beispiel der Heizung zu bleiben, würde das wie folgt aussehen: Ein Auftrag für ein benötigtes Ersatzteil wird direkt via Tablet ausgelöst. Ein Versandlabel wird erstellt, die Rechnung verschickt und das Lager kontaktiert um den Versand vorzubereiten. So können komplette Prozesse in einen einzigen automatischen Workflow umgewandelt werden.
- Digital Business: Bei Digital Business wird davon gesprochen Geschäftsbereiche, Geschäftsmodelle und ganze Unternehmen digital abzubilden oder diese verändern sich durch digitale Technologien und digitalen Möglichkeiten. Dabei werden kontinuierlich neue Technologien adaptiert, Prozesse wie Supply Chain angepasst und auch dafür gesorgt, dass man sich mit anderen vernetzen und austauschen kann.
Digitale Transformation verändert Ihr Unternehmen
Bei der digitalen Transformation wird nicht nur das bestehende abgebildet und digital integriert. Inhalte und Abläufe werden regelrecht auf den Kopf gestellt, neue Geschäftsfelder entstehen oder neue Serviceleistungen können angeboten werden. Sehr oft wird das Geschäftsmodell so umgestellt, dass digital transformierte Firmen eine Serviceorientierung einführen. So könnte die Heizungsfirma anstatt Anlagen zu verkaufen, diese zu montieren und zu warten auch einfach Wärme verkaufen. Der Kunde bezahlt für jeden Tag, an dem Wärmeleistung geliefert wurde. Er kauft keine Heizungungsanlage, er kauft nur den Komfort eines warmen Büros.
Dies hat zur Folge, dass die Heizungsfirma alles daran setzen muss, dass mittels Sensortechnik und Predictive Maintenance kein Ausfall der Heizanlage vorkommt. Keine Wärme – kein Geld. Dem Kunden wird schliesslich eine kontinierliche Lieferung von Wärmeleistung verkauft. Für den Kunden fällt somit die grosse Investition in eine neue Heizanlage weg, da diese im Besitz der Heizungsfirma verbleibt. Somit eröffnen sich für den Anbieter neue Geschäftsfelder – denn er verkauft eine Dienstleistung und keine Ware mehr. Mehr Kunden könnten sich dann die Wärme einer neuen Heizanlage leisten.
Neue innovative Geschäftsideen sind also gefordert. Schon jetzt verkaufen Firmen Licht statt Lampen, Portionen aufgebrühten Kaffees statt Kaffeemaschinen und ausgedruckte Dokumente statt Drucker. Immer mehr Firmen, die bislang nur Maschinen verkauft und gewartet haben, werden jetzt zu Dienstleistern – denn der Kunde will und braucht ja Wärme, Licht und Kaffee, keine Geräte.
Das ist dann die Digitale Transformation – ein neues Geschäftsfeld, hier liegt der Wandel von einer Produktions- und Handelsorganisation zu einem Dienstleistungsunternehmen.
Fazit
Zusammengefasst kann man also sagen, dass Digitalisierung Pflicht ist – digitale Transformation die Kür. Wer «nur» digitalisiert läuft nicht zwangsläufig Gefahr, vom nächsten Uber oder Amazon überrannt zu werden. Wer dies jedoch nicht tut, wird mit Sicherheit bald von seinen nächsten Mitbewerbern abgehängt. Um die Digitalisierung kommt niemand herum: Bald schon wird es keine Rechnungen mehr auf Papier geben und Einzahlungsscheine sind Geschichte, Serviceaufträge erfolgen automatisiert über Sensoren und wir lesen die Zeitung auf dem Tablet.
Die Digitale Transformation fordert uns noch viel mehr: Wie können wir unsere Unternehmen mithilfe der Digitalisierung neu ausrichten, fit machen für die Zukunft, neue Geschäftsfelder eröffnen und frische Ideen umsetzen? Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.